Elon Musk ist als Führungskraft ungeeignet. Neben dem Desaster bei Twitter zeigt das auch die zunehmend kuriose Modellpolitik bei Tesla. Jüngster Beleg: der in vielen Ländern unverkäufliche Cybertruck. Ein Kommentar.
Ohne Elon Musk steckte die E-Mobilität wohl noch immer in den Kinderschuhen. Glück oder Strategie, egal: Just als Volkswagen, der größte Autobauer der Welt, 2015 des Abgasbetrugs mit dem Diesel überführt wurde und in die Krise stürzte, war Musk mit dem ersten alltagstauglichen E-Auto zur Stelle. Anders als die alte Garde der Automanager, Dieter Zetsche, Martin Winterkorn oder Harald Krüger, hatte Musk gleich verstanden, worauf es für einen Erfolg ankommen würde: Er schuf ein Netz verlässlicher und einfach zu bedienender Ladesäulen und packte die Batterie statt in eine ulkige Öko-Möhre in eine mainstreamfähige Karosserie.
Dass man gehen soll, wenn’s am schönsten ist, weiß der Volksmund. Dieser Zeitpunkt wäre für Musk schon nach der Vorstellung des Model 3 erreicht gewesen. Seitdem zieht sich eine Kette strategischer Entscheidungen durch seine Karriere, die sich von außen nur so deuten lässt: Der Mann lebt zunehmend in seiner eigenen Welt; er ist beratungsresistent und fällt wichtige strategische Entscheidungen nach Bauchgefühl.
Die Fehler häufen sich. Bei Twitter hat Musk ein ökonomisches Desaster angerichtet. Er entließ drei Viertel der Belegschaft, gegen Bezahlung spült sein Algorithmus die fragwürdigen Tweets aller möglichen Extremisten nach vorn. Folge: Seriöse Nutzer flüchten scharenweise zu neuen Konkurrenten, die Einnahmen sind um mehr als die Hälfte eingebrochen.
Der selbe Fehler zwei Mal
So schlimm steht es um Tesla nicht, die Marke ist etabliert und hat noch immer einen technischen Vorsprung auf die Konkurrenten. Doch auch hier mehren sich die Fehlentscheidungen. Bereits das ökonomisch und technisch irrelevante Model X ließ Zweifel an Musks Eignung als CEO aufkommen. Eigentlich sollte das Massenmodell Model 3 vorher auf den Markt kommen, Teslas Absatz vervielfachen und so profitabel machen. Musk aber zog das komplexe und teure Model X vor, Insidern zufolge, weil seine damalige Frau das Fehlen eines Batterie-SUV beklagt haben soll. Es fraß knappe Ressourcen, bringt kaum Umsatz und warf Teslas „Masterplan“, Elektro zum vorherrschenden Antrieb im Pkw zu machen, um Jahre zurück.
Mit dem Cybertruck wiederholt Musk diesen Fehler. Die Lkw-Welt hätte viel Bedarf an rein elektrischen Sattelschleppern wie dem Tesla Semi, den Musk seit Jahren entwickeln lässt. Statt die Anstrengungen darauf zu fokussieren und den technischen Vorsprung zu nutzen, schiebt Musk eine eckige Blechdose dazwischen, den Cybertruck, der zwar kugelsichere Fensterscheiben und rostfreies Blech besitzt, wegen katastrophaler Mängel wie dem miserablen Insassenschutz aber in vielen Ländern nicht einmal die Zulassung bekommen wird.
Keine Frage: Musk hat sich um Tesla verdient gemacht. Nun aber sollte er Profis ranlassen.
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Author: Angela Stevens
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