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Elon Musk kooperiert mit den Medien wie Twitter und BBC


Der Streit zwischen Twitter und der BBC zeigt, wie stark die öffentlichrechtlichen Sender unter Druck stehen

VIDEO: How Twitter/X has changed a year since Elon Musk’s takeover - BBC News
BBC News

Twitter legt sich mit öffentlich finanzierten Sendern an. Anfang April kennzeichnete Elon Musk die Twitter-Accounts von BBC und NPR mit dem Label «staatlich finanziert». Die Sender reagierten verärgert. Warum eigentlich?

Twitter heisst nicht mehr Twitter, und sogar das Vogel-Logo ist für ein paar Tage verschwunden: Jetzt nimmt Elon Musk die öffentlich finanzierten Rundfunkstationen ins Visier.

Twitter heisst nicht mehr Twitter, sondern X Corp., und wer CEO des Unternehmens ist, ist auch nicht ganz klar. Nicht er sei das, witzelte Elon Musk am Mittwoch in einem Interview mit dem britischen Fernsehsender BBC, sondern sein Hund. Floki heisst er, und immerhin: Anfang Woche war auf der Startseite des Kurznachrichtendienstes statt des Logos mit dem blauen Vogel tatsächlich ein Hund zu sehen. Allerdings nur kurz. Der Hund ist schon wieder weg, und wer der Herr im Haus ist, hat Elon Musk im Gespräch mit der BBC unmissverständlich klargestellt: Elon Musk.

Zum BBC-Interview kam es aufgrund eines Konflikts: Anfang April hatte Twitter den Haupt-Account der BBC mit dem Label «staatlich finanziert» versehen. Der britische Sender protestierte umgehend: Die BBC sei unabhängig und sei es immer gewesen, teilte er mit. Um dann nachzuschieben, man sei, freilich, durch Rundfunkgebühren der britischen Öffentlichkeit finanziert. Twitter hatte vorher bereits den amerikanischen Fernsehsender NPR als «staatlich kontrolliert» gelabelt und damit in eine Reihe mit der chinesischen Agentur Xinhua oder der russischen Tass gestellt.

«Wir versuchen, präzis zu sein»

Auf die Intervention der BBC hin erklärte sich Musk überraschenderweise spontan zu einem Interview bereit und empfing einen Journalisten im Hauptsitz von Twitter in San Francisco. Den Konflikt um das Label erledigte er in zwei Sätzen. Twitter werde das Label ändern in «öffentlich finanziert». «Wir versuchen, präzis zu sein.» Auch bei NPR hat Twitter das Label mittlerweile geändert. Es lautet nun «staatlich finanziert». NPR will das nicht akzeptieren mit dem Hinweis darauf, dass sich der Anteil öffentlicher Gelder im einstelligen Prozentbereich bewege, und hat angekündigt, sich von Twitter zurückzuziehen.

BBC wie NPR betonen, die Bezeichnung als «staatlich finanziert» stelle die Glaubwürdigkeit des Mediums infrage. Tatsächlich sind beide Sender redaktionell nicht gebunden. Was die Finanzierung betrifft, ist allerdings zumindest die BBC zu hundert Prozent von öffentlichen Geldern abhängig und befindet sich seit 1926 in Staatsbesitz.

Im Gespräch mit der BBC machte Musk einmal mehr klar, was er von Journalisten hält: nicht viel. Seine Beziehung zu Medien charakterisierte er als Hassliebe – «aber wahrscheinlich mehr Hass als Liebe». Die amerikanischen und britischen Medien seien in der Lage, ihn jederzeit «fertigzumachen», sagte er. In anderen Ländern dürften Zeitungen über mächtige Menschen keine Gemeinheiten verbreiten, fuhr er fort, betonte dann aber doch, dass er eine freie Presse für wichtig erachte. Als er vor einem halben Jahr Twitter kaufte, begründete er dies damit, er wolle dafür sorgen, dass die freie Meinungsäusserung bei dem Kurznachrichtendienst erhalten bleibe. Das war ihm 44 Milliarden Dollar wert.

«200 Franken sind genug»

Musk äusserte sich auch zu den Veränderungen im Unternehmen Twitter. Bereits im Herbst hatte er Entlassungen im grösseren Umfang angekündigt. Diese sind anscheinend umgesetzt worden. Von den rund 8000 Angestellten, die im Herbst bei Twitter beschäftigt waren, sind laut Musk rund 1500 geblieben. Das sei schmerzhaft gewesen, räumte er ein. Aber es habe keine Alternative gegeben. Ohne Sparmassnahmen hätte das Unternehmen nur noch vier Monate überlebt. Ob das zutrifft, lässt sich nicht überprüfen. Elon Musk hat Twitter im Oktober vergangenen Jahres von der Börse genommen und publiziert keine Zahlen mehr.

Der Haupteingang der BBC in London.

Der Haupteingang der BBC in London.

Hollie Adams / Bloomberg

Auch wenn Musk im Streit um die Labels vorerst eingelenkt hat: Die Diskussion um staatliche und öffentliche Finanzierung von Medien ist nicht vom Tisch. Die gereizte Reaktion von BBC und NPR zeigt, wie stark die öffentlichrechtlichen Sendeanstalten unter Druck sind. In der Schweiz ist die Abschaffung der Zwangsgebühren für die SRG 2018 abgelehnt worden. Das Thema bleibt aber auf der Tagesordnung. Die Volksinitiative «200 Franken sind genug», für die zurzeit Unterschriften gesammelt werden, will die Rundfunkgebühren halbieren.

Damit, so der Deutsche Journalisten-Verband, werde der Eindruck erweckt, öffentlichrechtliche Sender seien politisch abhängig. Es sei nicht auszuschliessen, dass der Twitter-Eigentümer «selbstherrlich auch anderen Medien dieses Label» verpasse und sie damit «in die Nähe von staatlich gelenkten Propagandakanälen» rücke. Von viel Selbstbewusstsein zeugen die dünnhäutigen Reaktionen nicht. «Staatlich finanziert» ist kein Qualitätsurteil, sondern eine Verbraucherinformation. Ihre Unabhängigkeit müssen die Medien durch ihre Berichterstattung beweisen, nicht durch den Kampf gegen Labels, die der Transparenz dienen.

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Author: Rebecca Brown

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